Crossed - Monster Edition: Band 1 [Review]

Mit Garth Ennis' Schöpfung "Crossed" hätten wir hier mal wieder so eine Serie, die schon ewig und drei Tage auf meiner To-do-Liste steht, dort dann aber irgendwie trotzdem immer wieder von anderen Titeln in der Dringlichkeitsskala abgehängt werden konnte.

In diesem Fall lag es vor allem immer daran, dass man zwar stets viel Gutes über die Reihe hören und lesen konnte, gleichzeitig aber auch nicht wenige Menschen äußerst kritisch anmerkten, dass es sich hierbei um extrem harten Tobak handeln soll. Da Panini Ende August eine Neuauflage der ersten beiden Paperbacks in Form der sogenannten "Monster Edition" auf den Markt gebracht hat, habe ich nun aber doch mal zugegriffen und muss nach über 400 Seiten ganz klar sagen, dass "harter Tobak" eine schamlose Untertreibung ist. "Crossed" setzt in Sachen Brutalität und Abartigkeit wirklich Maßstäbe und ist definitiv nichts für zart besaitete Gemüter. Ähnlich wie bei "The Walking Dead" sorgt eine Seuche unbekannten Ursprungs hier über Nacht für den totalen Zusammenbruch der Zivilisation, wie wir sie kennen. Jedoch verwandeln sich die Infizierten in diesem Fall nicht in hirnlose, lahmarschige Zombies, sondern in brutale, geisteskranke, perverse und völlig enthemmte Wilde.

So 'ne Apokalypse ist ja im Grunde nie besonders schön, aber langsam durch die Gegend schlurfende Untote stellen im Vergleich zu den hier folternd, vergewaltigend und mordend durch die zerstörte Welt ziehenden Barbarenhorden wohl ganz klar das wesentlich angenehmere Weltuntergangsszenario dar. Und das ist der gravierendste Unterschied zu Robert Kirkmans Zombies-Epos, zu dem es ansonsten durchaus einige Parallelen gibt. Eine Grenzüberschreitung jagt hier die nächste und diese ekelhaften, abartigen und völlig überzogenen Gewaltdarstellungen dürften wohl selbst Hartgesottenen teilweise zu viel des Guten sein. Auf konkrete Beispiele möchte ich dabei gar nicht eingehen, da es mir vermutlich die Schamesröte ins Gesicht treiben würde, dieses völlig ausufernde, widerliche Treiben hier 1 zu 1 wiederzugeben. Ein halbwegs vergleichbares Unbehagen verspürte ich zuletzt vermutlich beim Ansehen des kontroversen belgischen Films "Ex Drummer".

Mittlerweile mag ja zudem jede x-beliebige Horrorgeschichte damit beworben werden, dass sie nichts für schwache Nerven sei. Im Falle von "Crossed" ist dies aber tatsächlich mehr als bloß 'ne langweilige Floskel, um dem Medium künstlich mehr Spannung anzudichten, sondern nicht mehr und nicht weniger als ein unumstößlicher Fakt. Ich spreche in Reviews ja eigentlich eher selten Warnungen aus, aber wer über die Anschaffung dieses Teils (welches derweil im überaus edlen Hardcover daher kommt) nachdenkt, sollte sich vorher unbedingt darüber im Klaren sein, dass diese Geschichte nicht einfach nur ein bisschen krank und verstörend ist, sondern diesbezüglich wirklich das volle Programm bietet. (elfo)

Seitenzahl: 420
Format: Hardcover
Preis: 29,99 €
Verlag: Panini Comics
Cover-Copyright: Panini Comics / Avatar Press
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