Monstress: Das Erwachen [Review]

Wenn es um aktuelle Comic-Empfehlungen jenseits des üblichen Superhelden-Mainstreams geht, stolpert man in letzter Zeit regelmäßig über zwei Titel aus dem Hause Image, die in Deutschland dann wiederum via Cross Cult veröffentlicht wurden (bzw. werden - die Serien laufen ja noch). Zum einen wären das Brian K. Vaughans "Paper Girls", die die Herzen der Comicnerds dieser Welt (vollkommen zu Recht) im Sturm erobern konnten und zum anderen Marjorie Lius und Sana Takedas "Monstress".

Die sogar schon für den Eisner Award nominierte Serie ist für die beiden Damen (die, wie man in dem hier ebenfalls abgedruckten Interview mit Frau Takeda erfährt, aufgrund ihrer Sprachbarriere auf die ständige Hilfe eines Dolmetschers angewiesen sind) nach der Reihe um den weiblichen Wolverine-Klon X-23 bereits das zweite gemeinsame Projekt. Keine Ahnung, wie die Zwei sich bei Laura Kinneys (leider nie auf deutsch erschienenen) Abenteuern geschlagen haben, aber "Monstress" deutet es wirklich nicht nur bloß an, dass die Chemie zwischen den Beiden stimmt. Und auch, wenn die äußeren Bedingungen hier tatsächlich wie Arsch auf Eimer passen mögen, muss ich gestehen, dass ich durchaus so meine Probleme damit hatte, in die Story hineinzukommen.

Diese ist nämlich echt unglaublich komplex und man wird zudem quasi ohne Vorwarnung oder zumindest ein paar einleitende Worte in ein zunächst kaum greifbares Szenario geworfen, welches erstmal wesentlich mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet und einem von der ersten Seite an wirklich einiges an Konzentration abverlangt. Für Tage, an denen mal wieder die halbe Nachbarschaft von früh bis spät ihren verkackten Rasen mäht, ist das hier  also eher nichts. Der zunächst nur grob umrissene Ort des Geschehens ist eine vom Krieg gezeichnete Fantasywelt, die von Menschen, tierischen Fabelwesen und Mischlingen, sogenannten Arkanen, bewohnt wird und in der Hass und Xenophobie allgegenwärtig sind.

Eine düstere und brutale Welt, in der die von starken Erinnerungslücken geplagte 17jährige Maika Halbwolf auf der Suche nach Antworten plötzlich zwischen alle Fronten gerät und sich zudem mit einem mächtigen Monster auseinandersetzen muss, das tief in ihrem Inneren schlummert und dort vermutlich auch besser bleiben sollte. Was zäh und kompliziert startet, entwickelt sich mit der Zeit aber glücklicherweise doch noch in eine sehr spannende Richtung und punktet dabei vor allem mit einer unfassbar genialen Optik. Dieser düstere Steampunk-Märchenwald mit seinem dezenzten Manga-Touch liefert zum einen eine Detailverliebtheit, an der man sich kaum sattsehen kann, zum anderen aber eben auch eine unglaublich beklemmende Atmosphäre. Zu erwähnnen wäre hier zudem noch das eher ungewöhnliche Format. Der Band ist etwas größer als A5 (wie bspw. die "Hellboy"- oder "Walking-Dead"-Bände) und kleiner als herkömmliche Paperbacks, kommt aber dennoch als Softcover daher. Wo sortier ich denn das jetzt im Regal ein? First World Problems... (elfo)

Seitenzahl: 192
Format: Softcover
Preis: 16,80 €
Verlag: Cross Cult
Cover-Copyright: Cross Cult / Image Comics
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