"Wir wollten immer nur wir selbst sein" // Der Zitronenhund im Gespräch mit THE STATIC AGE


Ich mache keinen Hehl daraus, dass THE STATIC AGE eine erklärte Lieblingsband von mir ist. Ihr anspruchsvoller Postpunk ist für mich eines der Highlights der Musiklandschaft. Und auch die Solo-Sachen von Sänger Andrew Paley haben mich stets begeistert. Etliche Male konnte ich sie nun schon live erleben und auch Andrew auf seiner Solo-Tour konnte ich besuchen. Dabei habe ich Andrew wie auch seine Bandkollegen Joe und Adam als extrem sympathische Zeitgenossen und Gesprächspartner erlebt. Als mich Felix von der Flix-Agency fragte, ob ich nicht ein Interview mit Andrew machen könnte, da ja eine erneute Europa-Tour ansteht, war ich natürlich sofort begeistert dabei. Mein Dank gilt auch meiner Tochter, die mich freundlicherweise bei der korrekten Übersetzung unterstützt hat. Here we go! (commaaaander)


Zunächst bitte ich dich, mein schlechtes Englisch zu entschuldigen. Sorry. Ihr geht dieses Jahr wieder auf Europa-Tour. Wo überall werdet ihr dieses Mal spielen?
Überhaupt kein Problem! Es ist sicherlich um Weiten besser als mein Deutsch. Ich versuche noch immer, es zu lernen. Wir werden in Deutschland und einigen Ländern, in welchen wir bereits waren, spielen (Ungarn, Tschechien u.a.), aber auch in einer Menge an Gegenden, in denen wir noch nicht waren, darunter Russland, die Ukraine, Polen und die baltischen Staaten. Wir freuen uns auf alles davon.

Kann es sein, dass ihr eine Art spezielle Beziehung zu Europa habt? Ihr habt dort schon viele Male getourt. Was macht es so besonders für euch, hier zu spielen oder zu touren?
Wir hatten immer eine unbeschreibliche Zeit auf jeder unserer Touren in Europa. Außerdem war das Arbeiten mit Felix bei der Flix-Agency, um die Auftritte zustande zu bringen, ebenfalls großartig. Also ja, wir lieben es, nach Europa zu kommen und alle Anzeichen legen nahe, dass der nächste Monat eine Wucht sein wird.

Eure letzte Veröffentlichung, wenn ich mich recht erinnere, war die „Mercies“-EP. Können wir etwas neues von THE STATIC AGE erwarten? Ich habe gelesen, ihr habt ein paar neue Sachen eingespielt. Können wir evtl. in Bälde einen neuen Longplayer erwarten?
Ja, in der Tat. Wir sind schon eine ganze Weile damit zugange und wollten eigentlich im letzten Herbst damit abschließen. Aber ich hatte einen Fahrradunfall, der zu einigen gebrochenen Knochen und einer etwas längeren Ausfallzeit führte. Daher wurde vorerst alles auf Eis gelegt. Diesen Abend vor dem Interview war ich eigentlich gerade dabei, Vocals aufzunehmen. Es läuft also.

Eine Band mit euren Qualitäten könnte leicht einen Plattendeal bekommen. Möglicherweise sogar einen Majordeal. Was meinst du dazu? Ich hatte immer das Gefühl, dass da ein starker DIY-Spirit in den Herzen von THE STATIC AGE brennt. Zieht ihr es wirklich vor, in privaten Wohnungen untergebracht zu werden, anstatt in einem sauberen Hotel mit wesentlich mehr Privatatmosphäre? Ist es möglich von eurer Musik zu leben oder jobbt ihr noch anderweitig, wenn ihr zurück zu Hause seid?
Kurz gesagt, wir wollten immer nur wir selbst sein. Hervorgegangen aus Punk- und Hardcore-Bands erschien die Seele des DIY einleuchtend, woraufhin wir dahingehend auch unsere Entscheidungen trafen. Was andere Berufe angeht, bin ich Designer und habe ebenso Journalismus studiert. Ich werde von Dingen angezogen, die sich im kreativen Bereich abspielen und ich bin davon fasziniert, auf welche Weise Menschen ihr Umfeld verstehen und damit interagieren. Ich denke, dass diese Faszination das Tun von THE STATIC AGE in hohem Maße beeinflusst hat.

Ich weiß, ihr seid keine sogenannte „politische“ Band. Aber möglicherweise könnte der eine oder andere an eurer Sichtweise der Dinge interessiert sein. Insbesondere über die aktuellen Ereignisse hier in Europa (lass uns erst gar nicht über das Arschloch Trump reden). Migrationskrise, zunehmender Einfluss rechtspopulistischer Politiker und so weiter...
Ich sehe uns als eine politische Band, die ein wenig ruhiger bezüglich ihrer Vorstellung von Politik ist, wenn das Sinn ergibt. Sicherlich hat vieles auf unseren Alben einen Hang zum Politischen. Darüber hinaus engagieren wir uns als Band in vielen Fällen, spielten unter anderem auch auf Kundgebungen gegen den Krieg mit Bernie Sanders, als er seinen Wahlkampf zur Wiederwahl in den US-Kongress in Vermont führte. Bezüglich der aktuellen Geschehnisse in Europa ist es wahrhaftig tragisch, dass die politische Rechte zunimmt, die Angst und Xenophobie großschreibt und auch der Brexit ist solch eine schockierende Folge. Ich denke, dass wir alle noch dabei sind, herauszufinden, was es wirklich bedeutet. Auf dieser Seite des Atlantiks ist es sehr schwer, dem Aufstieg von Trump (der einfach schrecklich und abscheulich ist) zuzusehen. Abgesehen davon, gibt es neben jeder beunruhigenden Schlagzeile in den Nachrichten, aber auch Geschichten über Menschen, die einfach versuchen, das Richtige zu tun... und das gibt mir eine Menge Hoffnung. Zum Beispiel hat eine Mutter und Großmutter im Ruhestand aus Deutschland, die ich kenne, eine Schule gegründet, in welcher verwaisten Flüchtlingskindern die deutsche Sprache beigebracht wird. Es macht nicht so viele Schlagzeilen wie der andere Tumult, doch genau das ist es, wo langsame und beständige Veränderung auftritt... und es liegt an uns allen, dass wir in diese Richtung weiter bauen, Stein auf Stein.

Nun, zurück zur Musik. Wird es Veränderungen beim neuen Material geben?
Ja, im Sinne davon, dass wir uns immer an neuen Dingen auf unseren Alben versuchen. Außerdem ist in den letzten Jahren vieles im privaten Bereich passiert und ich bin mir sicher, dass das alles die Aufnahmen an sich beeinflusst hat. Im Großen und Ganzen ist es eine ziemlich vielfältige Sammlung von Songs und ich freue mich darauf, sie zu veröffentlichen.

Was erwartet ihr von der neuen Tour? Wisst ihr schon mit welchen Bands ihr zusammen unterwegs sein werdet bzw. spielen werdet? Werdet ihr einige Sehenswürdigkeiten oder besondere Orte besuchen?
Ich freue mich einfach darauf, mit meinen Bandkollegen zurück in den Van zu steigen und Auftritte zu haben, Freunde wiederzusehen und ein wenig zu entdecken. Ich denke, dass wir einen riesigen Spaß dabei haben werden, Shows mit Bands wie THE NEW DIVISION zu haben und es gibt auf jeden Fall Orte, bei denen ich sehr neugierig bin, sie zu bereisen (wie Moskau – es wird mein erstes Mal dort sein), aber ich freue mich ehrlich gesagt auf jeden einzelnen Tag auf der Tour.

Ich wünsche euch viel Spaß auf der Tour. Wir sehen uns.
Danke Olli - ich freue mich darauf, dich nächsten Monat zu sehen!

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