BLACK HEINO - Heldentum und Idiotie [Review]


Bei dem Bandnamen werden Erinnerungen wach. Schlimme Erinnerungen. Alte Omas in Heino-T-Shirts, die mich anfeinden und anpöbeln, nur weil ich gerade meine Blase entleeren kann und sie nicht. Aber eins nach dem anderen.

Als ich vor ein paar Jahren mal aus beruflichen Gründen im Phantasialand war, verschlug es mich aufgrund starken Harndrangs irgendwann auch in das dortige Heino-Café. Eine völlig bizarre Location, in der gefühlt mehrere tausend gerahmte Heino-Bilder an der Wand hingen und die alten Frauen die Möglichkeit bot, sich zu entsprechender musikalischer Untermalung überteuerten Kuchen reinzuziehen. Richtig grotesk wurde es dann aber erst im Gang, der zu den Toiletten führte. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals in einem Café eine dermaßen lange Schlange gesehen zu haben, durfte nach anfänglichem Schock jedoch schnell feststellen, dass ausnahmslos Damen in der Schlange standen, während der Weg zu den Herrentoiletten freier als frei war. Der Gang dorthin entpuppte sich dann jedoch als regelrechter Spießrutenlauf, denn mein Glück passte denen, die gleichzeitig Pech hatten, überhaupt nicht. Ein wahrer Irrsinn, was ich mir in dieser Situation alles anhören musste. "Unverschämtheit!", "Sowas arrogantes!", "Frechheit!", "Der könnte sich ja ruhig trotzdem hinten anstellen, wir müssen ja auch warten!" Ernsthaft? Hätte ich jetzt aus völlig unsinniger Solidarität heraus 20 Minuten warten und mir am besten noch in die Hose pissen sollen? Wohl kaum. Auch auf dem Rückweg schlugen mir wieder verachtende Blicke, sowie der blanke Hass des wartenden Mobs entgegen. Eine überaus absurde Situation und ich glaube nach wie vor, es hätte jeden Moment völlig eskalieren können, hätte ich mich allen Provokationen zum Trotz nicht so ruhig verhalten.

Die Fans von BLACK HEINO, um den Bogen dann doch endlich nochmal zu spannen, dürften hingegen wesentlich lockerer drauf sein, denn die Mucke des Berliner Trios mit dem abenteuerlichen Bandnamen lädt wohl eher zum Nachdenken und lässigen Kopfnicken ein, als zu solch einem aggressiven Verhalten. Ein schrammelig-schöner Mix aus Diskurs-Pop und oldschooligem Garage-Rock mit Punk-Attitüde. Der Gesang hat zudem einen großen Wiedererkennungswert und über zu wenig Ecken und Kanten kann man hier auch nicht klagen.

"Heldentum und Idiotie" ist ein starkes Debüt, in das Fans besagter Genres unbedingt mal reinhören sollten. Mir gefällt's auf jeden Fall ziemlich gut. (elfo)

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